Selbst beobachten  

TIPP

Durch eine Übersättigung mit bunten Bildern, »unglaublichen« Zahlen und reißerischen Kommentaren buhlen die Medien um unsere Aufmerksamkeit. Das Bild, das viele Menschen heute vom Sternhimmel haben, speist sich allein aus diesen unrealistischen Eindrücken. Die Faszination des praktischen Hobbys Astronomie hat aber mit einer Fernsehsendung über Schwarze Löcher genau so wenig zu tun wie die Freude am Bergsteigen mit einer Mount-Everest-Reportage. Der Sternhimmel lässt sich nicht wie eine Fernsehsendung beobachten, hier wird nichts »serviert«. Seine Geheimnisse wollen entschlüsselt werden, seine Schönheit ist subtiler, die Veränderungen scheinbar unmerklich – und doch bleibt diese Faszination an seinem Anblick ein Leben lang erhalten. Verbannen Sie die bunten Bilder aus Ihrem Kopf und machen Sie sich klar, dass das Hobby Astronomie wenig mit ihnen zu tun hat. Astronomisches Beobachten ist nicht von heute auf morgen erlernt. Zur Orientierung am Sternhimmel und Beherrschung von Techniken ist Übung erforderlich. Werfen Sie die Flinte nicht ins Korn, wenn Ihnen nicht auf Anhieb alles gelingt.

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Öffentliche Sternwarten sind erste Anlaufadressen für Sterngucker.

Prinzipiell kann man in jeder Nacht beobachten. In Mitteleuropa benötigt man meistens etwas Geduld, denn natürlich muss dazu der Himmel klar sein. Zum Beobachten, egal ob ohne Hilfsmittel, einem Fernglas oder dem Teleskop, sollte man unbedingt nach draußen gehen. Bei Teleskopbeobachtungen ist das besonders anzuraten, da Fensterglasscheiben das Bild nahezu unbrauchbar machen.

Will man mehr sehen als Mond und Sonne, sollte man einen möglichst dunklen Standort wählen. Licht von Straßenlampen und Autos blendet und lässt kaum etwas erkennen. Insgesamt sind die Bedingungen innerhalb von Städten meist schlecht, denn die menschliche Lichtverschmutzung raubt dem Sternhimmel seine Brillanz. Vielerorts sind heute nur noch 5% oder weniger Sterne zu sehen, als eigentlich möglich wäre. Ein guter Blick ist vor allem Richtung Süden wichtig, denn hier erreichen Planeten und Sterne ihre höchste Position über dem Horizont und sind damit am besten beobachtbar.

Einem Teleskop sollte man zunächst Zeit zum Auskühlen geben, dann ist das Bild besser. Das Aufsuchen eines Objekts geschieht mit der längsten Okularbrennweite, denn damit ist das Gesichtsfeld am größten. Am Okularauszug wird das Teleskop zunächst scharf gestellt. Erst wenn man das gewünschte Ziel eingestellt hat, sollte man nach und nach kleinere Okularbrennweiten verwenden und zu höheren Vergrößerungen wechseln.

Dabei wird man feststellen, dass das Teleskopbild zittert, und zwar umso stärker, je höher man vergrößert. Diese Bildverschlechterung wird durch die Luftunruhe der Erdatmosphäre verursacht. Während der Beobachtung muss man ständig die Montierung nachführen, da sonst das Beobachtungsobjekt aus dem Gesichtsfeld verschwindet. Dies geschieht umso schneller, je höher die Vergrößerung ist.

Man muss sich aber kein Fernrohr kaufen, wenn man den Himmel durch ein Teleskop sehen will. Überall in Deutschland, Österreich und der Schweiz gibt es öffentliche Sternwarten. Diese Volkssternwarten bieten regelmäßig Beobachtungsabende kostenlos oder zu geringen Beträgen an. Sie werden meistens ehrenamtlich betrieben. Die meisten Volkssternwarten verfügen über ziemlich große Teleskope, liegen aber oft inmitten der Städte und haben keinen guten Himmel. Es lohnt sich aber in jedem Fall, ihnen einen Besuch abzustatten, gerade wenn man mit bloßem Auge und Fernglas schon erste Erfahrungen gesammelt hat. Eine Liste im Anhang enthält die Internetadressen der größten Sternwarten im deutschsprachigen Raum.

 
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